Mittwoch, 4. Juni 2008

Unwetter am 30.05.2008 - Teil 2

Wegen der besonders großen Niederschlagsmengen am 30.05.2008 soll das Ereignis an dieser Stelle etwas ausführlicher beschrieben werden.

Ursache dieser Wettererscheinung war eine Tiefdruckrinne, welche sich von den britischen Inseln über Mitteleuropa hinweg bis Italien erstreckte (siehe Wetterkarte der FU-Berlin). Die Hochdruckwetterlage über Nordeuropa blockierte die anrückenden Tiefs. So bildete sich zwischen Tief "Hilal" und Hoch "Otto" eine Konvergenzlinie, welche zugleich feuchte Luft im Südwesten von trockener Luft im Nordosten trennte. Im Laufe des Nachmittags bildeten sich in der feuchtwarmen Luft schließlich kräftige Gewitter aus.

Eine Gewitterzelle bildete sich am späten Nachmittag über dem Vogelsberg im Bereich Schotten, Hoherodskopf und zog weiter Nordwärts. Zugleich zogen von Baden-Württemberg weitere Zellen nordwärts, welche am späten Nachmittag bereits den Spessart erreichten.
Die Horizontalsicht in der feuchten Luft war bereits sehr niedrig. In Fritzlar ging die Sicht von 18 km bis auf 6 km innerhalb von zwei Stunden zurück. Von Süden her verdunkelte sich der Himmel zunehmend. Ab etwa 17 Uhr frischte der Wind auf und erreichte um kurz vor acht Böen von 55 km/h. Zunächst schien es, als würde die erste Zelle südlich in Richtung westen vorbeiziehen, diese verstärkte sich jedoch und griff auch weiter nach norden über, sodass schließlich um viertel nach acht heftiger Regen einsetzte, welcher seine größten Intensität um 20:50 mit 3,8 mm innerhalb von einer Minute erreichte. Zu dieser Zeit konnte auch Hagel beobachtet werden.


Während des Gewitters fielen zeitweise Hagelkörner

Nach etwa einer Stunde ging die Intensität des Ereignisses wieder zurück. Nichtsdestoweniger fielen innerhalb von nur einer Stunde 57 mm (VP2, 20:19 bis 21:18). Insgesamt liegen vier unabhängige Messungen vor:


Vantage Pro 2: 57,0 mm/h, 60,2 mm/d
Hellmann, 100 cm²: ca. 60 mm/d
Hellmann, 200 cm²: 57,4 mm/h, 64,4 mm/d (wird noch kontrolliert)
WS2500: 56,2 mm/h, 58,3 mm/d



Zeitlicher Verlauf der digitalen Regenmesser



Summenlinie 2
Zeitlicher Verlauf des registrierenden Hellmann-Regenmessers

Das nachfolgende Hochwasser führte durch die Trockenheit zuvor und die ausgeprägte Vegetationsdecke nicht zu Ausuferungen der Gilsa.

Abschließend standen zum Vergleich die folgenden Messwerte (Tageswerte) aus der Umgebung zur Verfügung:


Gemünden (Felda)-Rülfenrod (RP Gießen): 73,9 mm
Gilserberg-Moischeid (DWD): 67,7 mm
Münzenberg (DWD): 60,2 mm
Ulrichstein-Selgenhof (RP Gießen): 56,3 mm
Hoherodskopf (DWD): 56,0 mm
Schotten-Hoherodskopf (RP Gießen): 53,5 mm
Lautertal (Vogelsberg)-Meiches (RP Gießen): 52,7 mm
Amöneburg (DWD): 49,0 mm
Kirchhain-Kläranlage (AV Allendorf-Kirchhain):45,5 mm
Edertal-Hemfurth (RP Kassel): 44,6 mm
Burgwald-Bottendorf (DWD): 42,6 mm
Cölbe (DWD): 40,1 mm
Marburg-Lahnberge (RP Gießen): 36,9 mm
Vöhl-Buchenberg (DWD): 36,0 mm
Haina-Kloster (RP Gießen): 34,7 mm
Grünberg (RP Gießen): 33,6 mm
Kirtorf-Wahlen (DWD): 31,6 mm
Alsfeld-Eifa (DWD): 31,6 mm
Bad Berleburg (DWD): 31,1 mm
Wabern-Hebel (DWD): 30,2 mm
Fritzlar (BW): 28,2 mm
Naumburg-Elbenberg (DWD): 28,1 mm
Frankenberg (Eder)-Rengershausen (RP Kassel): 27,9 mm
Biedenkopf-Sackpfeife (RP Gießen): 24,2 mm
Battenberg-Hof Karlsburg (DWD): 21,3 mm
Gudensberg (RP Kassel): 19,5 mm
Burgwald (DWD): 19,4 mm
Neukirchen-Hauptschwenda (DWD): 19,3
Spangenberg-Mörshausen (RP Kassel): 18,8 mm
Fritzlar-Lohne (Meteomedia): 18,7 mm
Twistetal-Muehlhausen (DWD): 17,6 mm
Schwarzenborn-Richberg (RP Kassel): 17,4 mm
Bad Arolsen-Schmillinghausen (RP Kassel): 17,0 mm
Bad Hersfeld (DWD): 16,0 mm
Kassel (DWD): 17,5 mm
Arolsen-Landau (DWD): 15,9 mm
Bebra (Meteomedia): 10,5 mm
Bebra (RP Kassel): 8,9 mm

Quelle: Wetterzentrale Forum, HLUG


Eventuell wird dieser Bericht noch um einen dritten Teil mit zusätzlichen Auswertungen ergänzt.

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Wolfgang Plamper (Gast) - 5. Jun, 16:15

Danke!

Hallo Kristian,

vielen Dank für Deine umfassenden Informationen zu den vergangenen Wetterereignissen und den Link zur Wetterwarnlage. Letzteres gewinnt in dieser gewittrigen "Langzeitperiode" für mich immer mehr an Bedeutung.

Viele Grüße
Wolfgang Plamper

jesbergwetter

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